Social Disorder - Tracii hat auch den Blues

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Social Disorder - Tracii hat auch den Blues

Der Schwede Anders La Rönnblom (g, X-ROMANCE, KILLER BEE) hat wieder zahlreiche Szene-Größen wie beispielsweise Tracii Guns (g, L.A. GUNS), Rudy Sarzo (b, ex-WHITESNAKE, ex-OZZY OSBOURNE), David Stone (keys, RAINBOW) oder Leif Ehlin (keys, PERFECT PLAN) um sich geschart. SOCIAL DISORDER vereint schwedische und amerikanische Musiker und liefert eine schöne, erwachsene und authentische Hardrock-Scheibe ab. Natürlich melden wir Gesprächsbedarf über diese interessante transatlantische Kollaboration an…

Anders, berichte doch mal vom Entstehungsprozess der zweiten Social Disorder-Scheibe… Und war es von Anfang an klar, dass es nicht nur bei einem einmaligen Projekt bleiben würde?
Das Line-Up ist ja beinahe zu 100% gleich und die Songs schrieben sich fast von selbst. Es macht unfassbar viel Spaß mit so vielen und derart talentierten Musikern an Songs zu arbeiten und eine solche Platte zu machen. Leider zogen sich das Mischen und letztlich die Veröffentlichung aus Gründen jenseits meiner Kontrolle lange hin, denn die Platte war im Grunde schon 2022 fertig. Wir haben sogar noch zwei weitere Songs fertig aufgenommen. Mal sehen, was da noch so kommt.

Das erste Album „Love 2 Be Hated“ aus dem Jahr 2021 fiel durch sehr persönliche und emotionale Lyrics auf. Gibt es auf „Time To Rise“ eine ähnliche Herangehensweise?
Ja! Alle Songs basieren auf persönlichen Erfahrungen. Ich mag die typischen, stumpfen Klischee-Lyrics nicht so sehr. Klar hast du auch mal hier und da Elemente herkömmlicher Rock’n’Roll-Themen, aber überwiegend behandeln die Texte wirklich das echte Leben in all seinen Facetten. Weißt du, in meinem Hauptjob arbeite ich intensiv mit Suchtkranken und in einem Song wie „Love 2 Be Hated“ beschreiben die Lyrics genau den Moment, wenn ein Alkoholiker gefragt wird, ob er einen Drink will. Oft erwartet man unbewusst gar kein „Nein!“. Und das bestärkt den Suchtkranken dann noch immer wieder in alte Muster zu fallen. Das ist ein Dilemma. Oder nimm „High On Life“. Dort geht es um die pure Lebensfreude nach einer überwundenen Krise oder einem Trauma. Thomas Nordin, unser Sänger, hat die Songs wirklich fantastisch interpretiert. Von ihm wird man in Zukunft noch viel hören, da bin ich mir wirklich sicher.

„Dancing In The Rain“ ist eine wundervolle Ballade. Was kannst du mir zu dieser Nummer sagen, Anders? Sehr Achtziger-lastig, der Song!
Vielen Dank! Die Nummer handelt von dem Gefühl etwas Schweres überwunden zu haben, eine Sucht beispielsweise. Diese Nummer bedeutet mir persönlich sehr viel. Dieses Lied zeigt, wie wichtig und befreiend die einfachen Dinge im Leben, wie eben ein Spaziergang im Regen, sein können. Es war eine der letzten Nummern, die entstanden sind. Nach fünf oder sechs Minuten am Piano stand der Kern des Songs…

Und „Free Your Spirit“ überrascht mit einer gehörigen Portion Blues. Damit hätte ich Tracii, der für mich einer der Gitarristen der L.A.-Sleaze-Szene ist, kaum in Verbindung gebracht…
Oh, da täuscht du dich aber. Tracii liebt Blues und als er im Studio nach ein, zwei Takes mal richtig loslassen konnte, da sprudelten die Töne nur so heraus. Er hat im Übrigen auf allen Songs gespielt und ist super umgänglich.

Ich vermute mal, dass aufgrund der Beteiligten und damit verbundener logistischer Herausforderungen sowie natürlich finanzieller Grenzen eine Live-Premiere in relativ weiter Ferne liegen dürfte, oder?
Leider ja! Ich will aber nichts ausschließen und es gab sogar schon erste Anfragen, aber im Grunde wurde Social Disorder mehr als Studio-Projekt denn als echte Band im klassischen Sinne gegründet.

Martin Stark

https://youtu.be/ugfc-zap6tA?si=dzfP1Dhz4m3u6bcS